Künstler sind auch Unternehmer

Welchen Wert hat Kunst und Kultur für den Mittelstand - diese Frage stellten sich rund 30 Unternehmer des Business-Netzwerks leadventures in der Nürnberger Tafelhalle. Vertreter aus der Metropolregion Nürnberg, aber auch aus den Netzwerkstandorten Graz, Schwerin und Tübingen waren angereist, um das Thema mit renommierten Künstlern der Kulturgilde - dem internen Zusammenschluss von leadventures-Unternehmen im Kulturbereich - zu diskutieren und Positionen und Handlungsaufträge für Wirtschaft und Politik zu entwickeln.

Der ebenfalls eigens angereiste Regensburger Bundestagsabgeordnete Horst Meierhofer betonte die Wichtigkeit, die Kunst und Kultur für Städte und Regionen hätten, da in einer globalisierten Welt die sogenannten weichen Standortfaktoren immer mehr Bedeutung für eine wirtschaftliche Entwicklung vor Ort gewännen. In einem Grußwort für die Stadt Nürnberg freute sich Michael Frieser (Fraktionsvorsitzender der CSU-Stadtratsfraktion) über die Ausrichtung der Veranstaltung in der Frankenmetropole und erinnerte an die Wurzeln von leadventures, die hier ihren Anfang als Verbund von innovativen Unternehmen genommen haben.

Die Künstler erhielten nicht nur die Möglichkeit, Ihre Werke zu präsentieren - so zeigte der Tübinger bildende Künstler Uwe Bürkle einige seiner Bronzeobjekte, die Nürnberger Klangkünstlerin Tanja Hemm präsentierte eine Klanginstallation und der Schweriner Künstler Winfried Wolk beeindruckte mit Displaypaintings auf einem großen Flachbildschirm in HD-Technologie - sondern sie überraschten die Anwesenden auch mit ihrer klaren unternehmerischer Tätigkeit, mit der Kunst heutzutage verbunden werden muss. Winfried Wolk, aus der ersten Schülergeneration der „Leipziger Schule“ stammend, betonte im Künstlerdialog mit dem Leiter der Kulturgilde, Michael Schels: „In der DDR war Kunst das einzige politisch-kritische Medium und ersetzte die Tageszeitung - echte Botschaften werden heute kaum mehr transportiert." Übereinstimmend berichteten die Künstler, dass Angebot und Nachfrage den Markt bestimmen und daraus resultierend effektive Marketing- und Vertriebsmaßnahmen für künstlerisches Schaffen und Überleben sind. Vom Hype eines hochpreisigen Kunstmarktes profitierten nur die Wenigsten.

In einem nachfolgenden gemeinsamen Workshop konkretisierten die Beteiligten Schnittpunkte und Anknüpfungspunkte und setzten die Grundlagen für ein künftiges Positionspapier, das ein Bewusstsein kultureller Werte für die Wirtschaft begründen soll. „Ohne Kunst und Kultur können keine Innovationen entstehen" so Roland Weiniger, Vorsitzender von leadventures. Die Veranstaltung bildet den Auftakt für einen gesellschaftlichen Diskurs, den die kleinen und mittleren Unternehmen mit Politik und anderen Akteuren führen möchten, um daraus neue Modelle der Zusammenarbeit und gemeinsame Projekte zu entwickeln.

World Café – KulturCafé und Leadventures

Kultur und Unternehmen: Eine Leadventures Veranstaltung am 13.10.2007, Tafelhalle Nürnberg

Aufmerksamkeit war das Stichwort für die Gesprächsrunden des KulturCafé´s, das dem Impulsreferat von Michael Schels folgte. Dabei bediente sich der Moderator der Methode des World Café´s, welches sich jedoch vielmehr als
Gesprächskultur denn als Methode versteht. Und dabei geht es ganz wesentlich um unsere Aufmerksamkeit. Ein Redestein, Mitbringsel aus Dresden, wo das erste europäische World Café Gathering an 3 Tagen in diversen World Cafés die Hintergründe des World Café Ansatzes vermittelte, half, aufmerksamer zuzuhören.

Im World Café Ansatz geht es um kreative Zukunftsgestaltungen in Organisationen und Gesellschaften, also genau das, wozu sich Leadventures versammelt hat. In drei Gesprächsrunden wurde folgenden drei Fragen nachgegangen:

1) Welche Begegnung mit Wirtschaft oder Kunst hat Sie nachhaltig inspiriert?

2) Was bedeutet für Sie persönlich und für Ihr Unternehmen Kultur?

3) Was könnte Kultur für Sie persönlich und für Ihr Unternehmen bedeuten?

Abschließend wurde geerntet („harvesting“).

Vor Beginn der Gesprächsrunden erhielten die Teilnehmer eine kurze Einführung in die Gesprächskultur des World Café´s. Ziel des World Café´s ist es, von- und miteinander zu lernen, um so kollektive Intelligenz zum Vorschein zu bringen:

Kollektive Einsichten entstehen, wenn wir...

Eigene Gedanken und Erfahrungen BEITRAGEN

ZUHÖREN um zu verstehen

Ideen VERKNÜPFEN

GEMEINSAM HINHÖREN auf Muster, Einsichten und tiefer gehende Fragen

Der Moderator Thomas Hintze, ausgebildeter Übersetzer, langjähriger Co-Geschäfstführer von English Studio und xchange Services ltd., zweier Firmen, die sich beide mit Sprachen und deren Anwendung auseinandersetzen, schickte die Teilnehmer mit der Bemerkung auf die Reise, dass im Englischen „Question“ von „Quest“ kommt, auf der Suche sein.

Zusammenfassung:

Leadventures macht Sinn, nicht nur im üblichen Verständnis dieser Aussage, sondern auch im Sinne von World Café: Wir co-kreieren, gestalten Zukunft.

Leadventures ist ein Verein von Kleinunternehmern, der es sich zu Aufgabe gemacht hat, durch Vernetzung voneinander und miteinander zu lernen und zu wachsen, Ideen zu entwickeln und umzusetzen, auf die man alleine nicht gekommen wäre und die man alleine auch nicht verwirklichen könnte.

Mit einem Grußwort, das CSU-Fraktionsvorsitzenden Michael Frieser aus dem Bürgermeisteramt überbrachte, endete der formale Teil.

Kultur und Unternehmen

leadventures initiiert einen Netzwerkdialog zwischen KMU´s und Kultur

Unbestritten ist auch Kultur ein Wirtschaftsfaktor für Unternehmen. Kulturell hochwertige Regionen werden bewusst als Standorte gewählt, um Fachkräfte zu gewinnen und an ein Unternehmen zu binden. In der globalisierten Wirtschaftswelt sind unterschiedliche Kulturen vertreten und zu berücksichtigen. Nicht zuletzt ist der Kulturbereich an sich – beispielsweise der Handel mit Kunst- und Kulturgütern, Film und Literatur oder Städte- und Kulturtourismus ein bedeutender Wirtschaftsmarkt.

Michael Hitzelberger (Vorstandsmitglied leadventures e.V., links, im Gespräch mit Dr. Frank Knapp, Vorstand FDP Nürnberg) / Foto: Thomas Kolb

Auch kleine und mittlere Unternehmen spielen eine immer größer werdende Rolle, wenn es um Kultur geht. „Vernetzung“ ist das Zauberwort, mit dem sich die „Kleinen“ am Markt behaupten. Längst werden auch Filmproduktionen von freien Mitarbeitern und externen Kamerateams realisiert, Kulturkompetenzen für die Managerentsendung ins Ausland von international besetzten Beratungsfirmen vermittelt oder Tourismuskonzepte von spezialisierten Marketingagenturen erstellt. Auch haben die Kleinen längst bemerkt, dass Kultur nicht nur die eigene Region bereichert, sondern auch das geschäftliche Umfeld verbessert.

Winfried Wolk (Schwerin) präsentierte die von ihm entwickelte Kunstform "Display Painting. Die Präsentation wurde ermöglicht mit freundlicher Unterstützung der Loewe Opta GmbH. (Foto: Thomas Kolb)

Aus diesem Grund lud der gemeinnützige und international agierende Verein leadventures interessierte Unternehmen am 13. Oktober zu einem Netzwerkdialog über Kultur und Unternehmen in die Nürnberger Tafelhalle. Gemeinsam mit Kunst- und Kulturschaffenden haben die Teilnehmer gemeinsame Projekte ausgetauscht und über den Wert der Kultur für die Wirtschaft, Gesellschaft und die Region(en) diskutiert.

Mit renommierten Künstlern kann der Verein durchaus aufwarten. Denn seit über einem Jahr fördern Mitgliedsunternehmen in einem Kompetenz- und Themennetzwerk namens Kulturgilde ausgewählte Künstler mit wirtschaftlichem Know-how und unterstützen bei der Entwicklung und Vermarktung Ihrer Kunstaktionen. So wird der Fahrgast am Regensburger Hauptbahnhof mittlerweile von einem Kunstprojekt des Künstlers Oleg Kuzenko begrüßt. Genau wie die Unternehmen arbeiten die Künstler auch mit den unterschiedlichsten Medien. Die Nürnberger Klangkünstlerin Tanja Hemm lässt Kunstumgebungen mittels Tönen erstehen. Der Schweriner Künstler Winfried Wolk kreiert Kunstwerke auf riesigen Flachbildschirmen in HighDefinition-Qualität. Und Uwe Bürkle aus Tübingen präsentierte Bronzeskulpturen.

Michael Schels im Dialog mit Tanja Hemm (ortsbezogene Klanginstallationen)
Foto: Thomas Kolb


„Die Künstler sind eine Bereicherung unseres Arbeitsumfeldes“, sagt Roland Weiniger. „Gerade an der Schnittstelle Kultur und Wirtschaft können spannende Projekte entstehen, die allen Akteuren – und auch der Gesellschaft – zugute kommen.“, so der leadventures-Vorsitzende.

Impulsreferat von Michael Schels

zum World Cafe am Sa., 13.10.2007 in der Tafelhalle Nürnberg

Thema: Kultur und Unternehmen

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen von leadventures und der kulturgilde,
als Leiter der Kulturgilde wurde ich gebeten, ein kurzes Impulsreferat zu halten, um Sie auf das anschließende Forum einzustimmen und auch, um einige Anregungen für die folgenden Gespräche zu geben.


Unser Thema, an dem wir gleich im Rahmen eines World Cafes in mehreren Gruppen arbeiten werden, lautet „Kultur und Wirtschaft“. Etwas konkreter: Es geht um Klein- und Mittelständische Unternehmen –kurz KMUs - und deren Beziehung zur Kultur. Ich möchte mich bei meinem Vortrag auf vier Punkte konzentrieren, die Sie dann nach Belieben mit Ihren Ideen und Vorstellungen weiter entwickeln und ausdifferenzieren können:

• Zuerst möchte ich die Beziehung von Kultur und KMUs im Allgemeinen thematisieren: Was haben beide miteinander zu tun?
• Danach möchte ich kurz darüber nachdenken, welche Erwartungen man als Unternehmer in die Kultur setzen kann und umgekehrt, welche Erwartungen seitens der Kultur an die Unternehmer gestellt werden.

• Der vorletzte Punkt wird dann einige Fragen aufwerfen, die mit Marketing und Kommunikation zu tun haben.
• Und abschließend möchte ich noch die Ökonomie der Aufmerksamkeit erwähnen und daraus abgeleitet zur Beachtung und Bewertung dessen kommen, was wir alle, die wir heute an diesem Ort versammelt sind, eigentlich tun.

(Impulsvortrag M. Schels, Foto: Thomas Kolb)

Beginnen wir also mit Punkt eins: Die Beziehung von Kultur und KMUs im Allgemeinen. Ich betone KMUs, da es hier nicht um Kultursponsoring gehen soll, wie es von Großunternehmen praktiziert wird. Wir beschäftigen uns heute nicht mit Riesen-Budgets und auch nicht mit der Förderung großer kultureller Einrichtungen oder Riesen-Events. Aber es geht doch ums Ganze, zumindest was die Entscheidung betrifft, sich überhaupt mit Kultur zu beschäftigen: Die Begegnung von Kultur und Wirtschaft ist keine Kleinigkeit, die man so nebenbei erledigt. Wer mit Kultur arbeiten will – und allein darum soll es uns hier gehen - der Kultur-Konsum interessiert uns an dieser Stelle nicht - wer also mit Kultur arbeiten will, muss sich im Klaren darüber sein, dass Kultur ein Bereich ist, der hohe Ansprüche stellt, wenn man ihn ernst nehmen will. Kultur ist für uns kein Hobby. Vielmehr wollen wir uns damit auseinandersetzen, was KMUs für die Kultur tun können und umgekehrt, was die Kultur den KMUs bringen kann.

Bevor wir mit dieser Frage weiter kommen, ein kleiner Exkurs zum Begriff Kultur: Dieses so leicht dahin gesprochene Wort umfasst das riesige Feld des kreativen und künstlerischen Schaffens – sei es im Bereich der bildenden Kunst, der Musik, des Schauspiels oder der Literatur. Aber auch Technik ist ein Teil der Kultur und das macht es schon wieder schwer, unseren Kulturbegriff richtig zu fassen. Der Philosoph Will Durant definiert Kultur ganz allgemein als eine soziale Ordnung, die schöpferische Tätigkeiten begünstigt. Gut, das hilft uns vielleicht ein wenig weiter: Kultur als Synonym für schöpferische Tätigkeiten.

Womit Kultur und Wirtschaft sich deutlich näher kommen, als wir es vor wenigen Minuten vielleicht noch vermutet hätten: Auch ein Unternehmer arbeitet schließlich schöpferisch. Laut Definition wird Kultur verstanden als Dreiklang von Kunst, Religion und Wissenschaft. Im engeren Sinne lassen sich die Bereiche Sprache, Ethik, sowie die Funktionen der Gesellschaft Religion, Kunst, Wirtschaft, Wissenschaft und Rechtsprechung unterordnen. Und dann gibt es auch noch die interkulturelle Kommunikation, die unter Kultur die Gesamtheit der von den Menschen miteinander geteilten Bedeutungen und Verhaltensweisen versteht.

Wir bewegen uns also auf einem riesigen Terrain und es ist nötig, dieses für unsere Zwecke zu komprimieren: Unter Kultur in unserem Sinne möchte ich alles verstehen, was von schöpferischen Menschen in künstlerischer Hinsicht geschaffen wird. Ich will deshalb im weiteren Verlauf eher von Kunst statt von Kultur reden, ohne jedoch alleine nur die Kunst zu meinen.

Ich weiß, das hört sich ein wenig verwirrend an, aber Verwirrung kann man auch positiv sehen, denn sie öffnet den Geist und inspiriert. Betrachten wir jetzt also ein wenig irritiert das Verhältnis von Kunst und KMUs:

Zurück zur eigentlichen Frage: Was haben KMUs und Kultur miteinander zu tun und warum sollten Sie überhaupt miteinander zu tun haben?
Ein KMU ist eine wirtschaftliche Einheit und Teil einer Kultur, wenigstens einer Lebenskultur - wenn es gut geht, sogar einer kultivierten. Viele Unternehmer sind auf ihr Geschäft jedoch so fokussiert, dass sie diesen Zusammenhang gar nicht wahrnehmen. Sie arbeiten professionell, quasi hochkultiviert am Gewinn, sehen sich aber im Wettbewerb gezwungen, ihren kulturellen Horizont auf ein Minimum zu beschränken. Dieser eingeschränkte Blick führt dazu, dass es heute - für einen Menschen, geschweige denn für einen Unternehmer- nicht mehr selbstverständlich ist, sich als Teil einer Kultur zu begreifen. Kultur ist zu einem Fremdwort geworden, das eher Kopfschmerzen als Begeisterung hervorruft. Und ganz schlimm wird es dann, wenn gar noch von einer Leitkultur die Rede ist, von der man nicht weiß, wen oder was diese aus welcher Position heraus überhaupt leiten soll.

Wir von der Kulturgilde wollen klar machen, dass KMUs mit Kultur mehr zu tun haben, als ihnen bewusst ist: Sie sind ein erheblicher Teil der Kultur, nehmen sich als solche aber viel zu wenig wahr. Dass es um unsere Kultur in vielen Bereichen so schlecht bestellt ist, liegt wohl daran, dass man heute meint, Kultur sei eine Sache von Spezialisten und es genüge, als kulturell bemühter Mensch hin und wieder ins Kino oder ins Theater zu gehen.

Daraus ergibt sich meine These zu Punkt eins: Kultur und KMUs haben sehr viel miteinander zu tun: Man kann als Unternehmer ab sofort nicht mehr sagen, Kultur brauche einen nicht zu interessieren. Ich behaupte: Wer diesen Standpunkt einnimmt, muss sich Ignoranz vorwerfen lassen. Aber Unternehmer haben ja bekanntlich eine dicke Haut und werden mit diesem Vorwurf leben können, befürchte ich.
Nun zum zweiten Punkt: Welche Erwartungen kann man als Unternehmer an die Kultur stellen und umgekehrt, welche Erwartungen werden seitens der Kultur an die Unternehmer gestellt.

Diese Frage relativiert sich etwas nach dem bisher gesagten. Meine Erwartungen an die Kultur sind im Grunde die Ansprüche, die ich an mich selbst stelle: Will ich bewusst mein Leben gestalten und Verantwortung über meine Existenzsicherung hinaus wahrnehmen, dann bin ich geradezu verpflichtet, kulturell tätig zu werden. Zur Kultur gehört eben auch die Ethik. Es soll ja sogar Sponsoren geben, die beispielsweise philosophische Kongresse unterstützen. Womit wir der Sache schon ein gutes Stück näher kommen: Kulturelles Engagement bedeutet immer eine echte Auseinandersetzung mit etwas. Insofern unterscheidet sich Kultursponsoring vom Sportsponsoring, das ja meist nicht viel mehr als medienwirksame Logo-Platzierung im öffentlichen Raum ist. Was erstmal ja nichts Schlechtes sein muss, da ja auch Sport im weitesten Sinne zur Kultur gehört und auch dieses Engagement auf jeden Fall seinen Wert und seinen Platz in der Gesellschaft hat. Wenngleich das Sponsoringaufkommen beim Sport wesentlich größer ist als bei der Kultur und sich die Frage stellt, ob nicht schon längst eine Stärkung des Kultursponsorings überfällig ist.

Noch einmal: Kultur in unserem Sinne ist alles, was von schöpferischen Menschen in künstlerischer Hinsicht geschaffen wird. Lassen Sie uns also schöpferisch sein. Versetzen wir uns in die Lage eines Kulturschaffenden, nehmen wir als Beispiel einen bildenden Künstler: Was erwartet dieser von einem Unternehmer? Künstler haben ähnliche Scheuklappen auf wie Unternehmer: Sie sehen diese oft nur als Geldgeber und wundern sich dann, wenn sie nicht die Unterstützung bekommen, die sie bräuchten. Fühlen Sie sich einmal ein – und stellen Sie sich vor, Sie wären ein Künstler, ein Maler beispielsweise. Sie widmen sich bedingungslos der Kunst mit dem Ziel, etwas Einzigartiges zu schaffen. Diese Aufgabe füllt Sie vollkommen aus und es kommt, wie es kommen muss: Sie vergessen bei der Kunstproduktion völlig, dass Sie ja auch von etwas leben müssen. Jetzt ist Ihr Atelier voll mit Kunstwerken, aber keiner weiß davon. Ihre Freunde bemeitleiden Sie, können Ihnen aber nicht wirklilch helfen, da sie sich Ihre Kunst nicht leisten können. Sie bräuchten jemand mit Geld. Mit richtig viel Geld. Doch den oder die kennen Sie nicht.

Und bei einer Galerie kommen Sie so schnell auch nicht unter. Das ist frustrierend! Und, glauben Sie mir – ich habe viel mit bildenden Künstlern zu tun: Dieser Fall ist die Regel! Bei Musikern sieht es oft nicht viel besser aus.

Die Erwartung eines Künstlers ist also bestimmt von dessen verengtem Blick: Er braucht dringend Geld und meint, dass Unternehmer ausschließlich dafür da sind, ihm dieses Geld zu geben. Auch hier wäre eine Korrektur wichtig und nötig: Wenn ich als Künstler auf Menschen zugehe und mich mit ihnen auseinander setze, werden Freundschaften enstehen. Und diese Freundschaften können eine Basis dafür sein, dass meine Kunst geschätzt wird und sich Chancen für mich auftun. Verallgemeinert bedeutet das: Die Erwartungen, die die Kultur an die Unternehmen stellt, ist nur vordergründig eine des Geldtransfers. In Wirklichkeit geht es auch auf dieser Seite um Dialog, um Auseinandersetzung und um das Bewusstsein dafür, dass wir alle in einem Boot sitzen. Wenn ich als Künstler bereit bin, den Unternehmer als Freund zu sehen, werde ich auch in die Lage versetzt, mit ihm auhentisch zu kommunizieren und die Anerkennung und Unterstützung zu finden, die ich benötige.

Wir haben jetzt festgestellt, dass sich Unternehmer und Künstler im Grunde sehr ähnlich sind, aus einer anderen Perspektive gesehen jedoch einander nicht fremder sein könnten. Man muss Brücken bauen, damit sie sich näher kommen. Welche Möglichkeiten gibt es dafür?

Mit dieser Frage sind wir beim vorletzten Punkt meines Impulsreferats angekommen, der Marketing und Kommunikation thematisiert: Wir von der Kulturgilde sind angetreten, um zwischen Kultur und Wirtschaft – und auch Politik – doch die lassen wir heute einmal beiseite - zu vermitteln. Diese Aufgabe verlangt eine professionelle Einstellung und einiges an Erfahrung. Denn man muss sowohl zielorientiert agieren als auch die Qualität einer Sache erkennen und herausarbeiten. Ästhetisches Vermögen und kalkuliertes Vorgehen müssen unter einen Hut gebracht werden. Welche strategischen Fragen tun sich beispielsweise auf, wenn ich ein Kunstprojekt mit einem Unternehmen zusammen bringen will? Ich muss ein inhaltliches Alleinstellungsmerkmal definieren. Dann muss ich Visionen und Ziele formulieren. Das Profil des Kulturprojektes muss herausgearbeitet und ein langfristiges Marketingkonzept sollte angelegt werden. Auch die Zielgruppe müssen definiert und die Kommunikationsmaßnahmen klar beschrieben werden.
Das sind nur einige Aspekte, aber Sie sehen: Sobald Kultur und Unternehmen miteinander in Berührung kommen, dreht sich plötzlich alles um die Kommunikation. Und die sollte man nicht dem Zufall überlassen, denn genau hier liegt nämlich die große Chance für alle Beteiligten: Die Begegnung eines Unternehmers mit einem Kulturschaffenden kann im Idealfall ein spannendes Ereignis werden, das für beide Seiten gewinnbringende Effekte erzeugt: Der Unternehmer präsentiert ein Kulturprojekt , das er zu schätzen gelernt hat und mit dessen Akteuren er vielleicht sogar freundschaflich verbunden ist. Und das Kulturprojekt erfährt durch die Begegnung mit dem Unternehmer die nötige Förderung, um überhaupt stattfinden zu können. Es ereignet sich etwas Neues, das für alle eine Bereicherung darstellt – und wenn es gut gemacht ist, wird es auch gebührend wahrgenommen werden. Die klassischen Ziele eines kulturfördernden Unternehmens können dann auch erreicht werden: Imagesteigerung, Erhöhung des Bekanntheitsgrades, Erschließung neuer Absatzmärkte, Erhöhung der Lebensqualität am Standort, Kundenbindung und Neukundengewinnung, Wettbewerbsvorsprung, Mitarbeitermotivation und Beziehungsmanagement. Das funktioniert natürlich nur, wenn man im Unternehmen der Kultur den Stellenwert einräumt, den sie verdient. Nur mal schnell ein paar Euro in ein Kultuprojekt stecken und dann meinen, man sei kurz darauf als Kulturförderer oder Mäzen hoch geachtet, das wäre eine fatale Fehleinschätzung.

Abschließend – wie angekündigt - ein paar Bemerkungen zur „Ökonomie der Aufmerksamkeit“. Im Zuge meiner Beschäftigung mit der Organisation und Kommunikation von Kunst- & Kulturprojekten bin ich kürzlich auf Georg Franck aufmerksam geworden. Er hat Philosophie, Architektur und Volkswirtschaftslehre studiert – eine interessante Kombination gerade in unserem heutigen Zusammenhang, finde ich. Georg Franck ist Professor für computergestützte Architektur an der Technischen Universität Wien. Von ihm stammt ein Buch mit dem Titel „Ökonomie der Aufmerksamkeit“. In den Zeiten des Information overloads definiert Franck Aufmerksamkeit als die neue Leitwährung, die das Geld ablösen wird. Unsere Aufmerksamkeit ist das Wertvollste, was wir geben können, aber gleichzeitig auch das Wichtigste, was wir von anderen Menschen erhalten können.

Daraus abgeleitet einige letzte Sätze zur Beachtung und Bewertung dessen, was wir alle, die wir heute an diesem Ort versammelt sind, eigentlich tun: Wir widmen unsere Aufmerksamkeit einer Veranstaltung, die mit Kultur und Wirtschaft zu tun hat. Es gibt dabei die verschiedensten Intentionen: Kontakte knüpfen, Meinungen austauschen, Informationen erhalten, aber auch Informationen geben. Es ist ein Geben und ein Nehmen zum Vorteil aller, hoffe ich.
Ich wünsche mir, dass Sie bei dem nun folgenden World Cafe viel einbringen, um im Gegenzug auch viel erfahren zu können. Ein paar Stichworte noch, um die Assoziationsmaschine in Ihren Köpfen zum Laufen zu bringen:

Kultur und Wirtschaft – ich verbinde damit:

Vernetzung
Austausch
Kommunikation
Imagegewinn
Dialog
Standortmarketing
Grenzüberschreitung
Innovation
Kreativität
Aufmerksamkeit
Partnerschaft
Motivation
Inspiration
Interesse
Bildung
Begegnung
Kooperation

Noch viele weitere Begriffe sind im Zusammenhang von Kultur und Wirtschaft denkbar und viele Ideen und Projekte können daraus entstehen.
Ich übergebe nun an Thomas Hintze, der Sie in das weitere Procedere des World Cafe einweist.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Netzwerkdialog

Thema: „Kultur und Unternehmen“
Samstag, 13. Oktober 2007

Veranstalter: leadventures e.V. (www.leadventures.org)
Ort: Tafelhalle, Nürnberg

Kunst und Kultur von Künstlern der Kulturgilde (www.kulturgilde.de) bilden den Rahmen für den Austausch zwischen einer überregionalen Zusammenkunft der Mitgliedsunternehmen aus allen Standorten von Schwerin bis Graz.

An dieser Veranstaltung nehmen auf Einladung der Kulturgilde folgende Künstler teil:

Uwe Bürkle, Ammerbuch
Skulpturen
(Kulturgilde-Künstler)
www.uwe-buerkle.de
www.german-carvings.de
www.edle-gartenkunst.de

Tanja Hemm, Nürnberg

Klanginstallationen/Site Specific Sound (Kulturgilde-Künstlerin)
www.tanjahemm.de

Winfried Wolk, Schwerin
Digitale Malerei (Kulturgilde- und jetztkunst.de-Künstler)
Saatchigallery
www.winfriedwolk.de


Kulturgilde präsentiert facettenreiche Kunst

Die Kulturgilde - ein Themennetzwerk des Vereins leadventures e.V. - präsentiert im Rahmen der leadventures-Veranstaltung am 13. Oktober 2007 in der Nürnberger Tafelhalle die bildenden Künstler Winfried Wolk (digitale Malerei; Schwerin/jetztkunst-Künstler) und Uwe Bürkle (Skulpturen/Ammerbuch). Die Klangkünstlerin Tanja Hemm (Nürnberg) inspiriert die Gäste mit Site Specific Sounds.

IT KMU für Nordbayern

Den Austausch von Know-how beflügelt
Arbeitskreis «IT KMU für Nordbayern» aus der Taufe gehoben

Der Verband der Elektrotechnik (VDE) Nordbayern und das Unternehmernetzwerk leadventures haben den Arbeitskreis «IT KMU für Nordbayern» gegründet.

Artikel dazu in den Nürnberger Nachrichten.

A Day

One day can contain a whole life.

Quelle: YouTube;
thanks to: deksta187